| 07.11.2023
Freitag, 27. Oktober
Foto: Erwin Pottgiesser
Wesel. „Wir haben uns sofort in die neue Wohnung verliebt“, sagt Walter Zimmermann und seine Frau Angelika ergänzt: „Wir haben jetzt alles auf einer Etage – sehr praktisch.“ Das Ehepaar aus Wesel wohnte bis vor Kurzem noch im eigenen Haus und hat sich jetzt bewusst verkleinert. Die beiden Rentner sind Anfang des Jahres umgezogen, innerhalb von Obrighoven – vom Akazienweg in eine Mietwohnung in die Nähe des Aaper Buschs. Es war eine ganz bewusste Entscheidung. „Ein Haus muss ja auch geputzt und geheizt werden – und der Garten muss gepflegt, der Rasen gemäht werden“, sagt der 74-jährige, der im Berufsleben als Serviceberater eines Autohauses tätig war, zu den Gründen für die freiwillige Verkleinerung. Die drei Kinder sind längst aus dem Haus, die Kinderzimmer wurden also nicht mehr benötigt. Und die beiden Senioren sind noch sehr unternehmungslustig.
Die 68-jährige, früher kaufmännische Angestellte, erwähnt in diesem Zusammenhang deren Renteneinkünfte, die dem Paar jetzt – zusammen mit dem Erlös aus dem Hausverkauf – ein schönes Leben im Ruhestand ermöglichen. „Wir waren schon fünfmal in diesem Jahr im Urlaub“, berichtet Walter Zimmer- mann freudestrahlend und verweist unter anderem auf schöne Touren an die Mosel und die Nordsee.
Das Haus war schlicht zu groß Von 1989 bis 1991 hatten die Zimmermanns ihre Doppelhaushälfte in Obrighoven – zusammen mit sieben anderen Familien– mit sehr viel Eigenleistung erbaut. „Dank des Muskelhypothekenprogramms haben wir dadurch rund ein Drittel der Kosten eingespart“, rechnet der Rentner vor. Viele der Nachbarn würden aus diesem Grund beson- ders an ihren Häusern hängen und nicht mehr dort ausziehen wollen. Für Angelika und Walter Zimmermann waren die 124 Quadratmeter eigentlich schon seit rund zwölf Jahren, als das letzte der drei Kinder ausgezogen war, zu groß. In den kommenden Jahren möchte das Rentnerehepaar lieber viel erleben und sich weniger um Haus
und Garten kümmern müssen. Der Senior stellt zudem eine plausible Rechnung an: „Selbst, wenn wir bis 90 indem Haus bleiben und es dann verkaufen würden: Dann hätten wir zwar eine Menge Geld, könnten damit aber nicht mehr viel anfangen.“ Lieber wolle das Paar den Erlös aus dem Verkauf jetzt nutzen, zum Beispiel für Reisen und Unternehmungen.
Die Zimmermanns sind mit ihrer Entscheidung nicht alleine. Viele, die in Wesel und Umgebung eine Immobilie kaufen oder verkaufen möchten, wenden sich an Jennifer Berndsen. Die erfahrene Maklerin aus Flüren kennt mehrere Gründe, warum Menschen sich verkleinern möchten. „Große Häuser sollen verkauft werden, wenn entweder
Jennifer Berndsen, Immobilienmaklerin aus Wesel über die Nachfrage
eine Scheidung ansteht oder wenn ein Ehepartner verstorben ist“, sagt Berndsen. Zuletzt sei immer stärker ein anderes Phänomen dazu gekommen: „Nämlich aus Kostengründen.“ Seitdem die Inflation so stark gestiegen sei, trete dieser Aspekt vermehrt in den Vordergrund, so die Maklerin.
So sei es auch beim Obrighovener Ehepaar Zimmermann gewesen:
„Das Rentnerehepaar, das eine Doppelhaushälfte besaß, rief mich an mit dem Anliegen: Wir wollen uns verkleinern, suchen Sie uns bitte eine kleinere Wohnung.“ Jennifer Berndsen räumt hier mit einem Trugschluss auf: Viele Eigentümerinnen und Eigentümer würden denken, wenn das Haus abbezahlt sei, könne man im Alter quasi
mietfrei wohnen – aber dem sei ja nicht so. „Die Nebenkosten sind ja gestiegen – Gas, Wasser, Strom, Abwasser, Grundsteuer – ein Riesenthema auch bei uns in Wesel“. Außerdem fallen bei einem älteren Haus immer mehr Reparaturmaßnahmenan– und die Pflege der Gärten kostet ebenfalls Geld.
Genau solche Immobilien, aus denen die älteren Bewohner irgendwann ausziehen wollen, suchen andersherum dann junge Paare, berichtet Berndsen. Mittlerweile habe ein junger Mann aus Hannover, der zurück nach Wesel wollte, die Doppelhaushälfte gekauft. „Er wollte zurück in die Nähe seiner Eltern und mit seiner Partnerin eine Familie gründen – da passte das gut.“ Einen weiteren typischen Fall schildert Jennifer Berndsen so: „Ein 65-Jähriger möchte in Wuppertal seine 90-Quadratmeter-Wohnung verkaufen – er und seine Partnerin haben sich in den Niederrhein verliebt und suchen hier eine Zwei- Zimmer-Wohnung, maximal 60 Quadratmeter.“ Die beiden wollen gerne mit dem Wohnmobil durch die Gegend fahren, solange sie noch fit sind. „Die Ehepartner sind typische Fahrradtouristen, die in Rees, Wesel und Xanten schon Station gemacht – sie fanden es so schön am Niederrhein!“
Beim Blick indie Zukunftsagtdie Maklerin: „Der Wunsch nach Eigentum beziehungsweise einem Haus ist bei uns hier in Wesel ungebrochen.“ Die klassische Familie möchte hier lieber ein Haus im Grünen haben, zumindest ein Reihenhaus. Eigentumswohnungen würden in Wesel weniger nachgefragt.
Was der Maklerin auffällt: Zahlreiche Kunden von außerhalb würden sich bei ihr melden, weil sie Wesel attraktiv finden: „Ich habe ganz viele Anrufe aus Duisburg und aus Oberhausen, bei denen die Leute sagen: ,Wir wollen nach Wesel!’ Die haben das Gefühl, dass die Grundschulen hier sicher sind, dass die Infrastruktur gut ist, dass die Anbindung über A 3 und A 57 super ist und es hier einfach schöner ist, zu wohnen.“ Dann würden die Natur und der Auesee genannt – jüngst sogar explizit die „wunderschöne Weseler Fußgängerzone“, über die man „von vielen Weselern nur Rumgequengele“ höre, so Berndsen weiter. Sie kann die Sicht ihrer Kunden da nur bestätigen: „Es ist schon attraktiv, hier zu leben!“
sche Fahrradtouristen, die in Rees, Wesel und Xanten schon Station ge- macht – sie fanden es so schön am Niederrhein!“
Beim Blick indie Zukunftsagtdie Maklerin: „Der Wunsch nach Eigentum beziehungsweise einem Haus ist bei uns hier in Wesel unge- brochen.“ Die klassische Familie möchte hier lieber ein Haus im Grü- nen haben, zumindest ein Reihen- haus. Eigentumswohnungen wür- den in Wesel weniger nachgefragt.
Was der Maklerin auffällt: Zahl- reiche Kunden von außerhalb wür- den sich bei ihr melden, weil sie We- sel attraktiv finden: „Ich habe ganz viele Anrufe aus Duisburg und aus Oberhausen, bei denen die Leute sagen: ,Wir wollen nach Wesel!’ Die haben das Gefühl, dass die Grund- schulen hier sicher sind, dass die Infrastruktur gut ist, dass die Anbin- dung über A 3 und A 57 super ist und es hier einfach schöner ist, zu wohnen.“ Dann würden die Natur und der Auesee genannt – jüngst so- gar explizit die „wunderschöne We- seler Fußgängerzone“, über die man „von vielen Weselern nur Rum- gequengele“ höre, so Berndsen wei- ter. Sie kann die Sicht ihrer Kunden da nur bestätigen: „Es ist schon at- traktiv, hier zu leben!“
Johannes Kruck, NRZ